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„Musik im Riesen“ 2017: Ins Finale mit Kammermusik auf 16 Saiten

Vielstimmig, farbenreich, voller Entdeckungen und Spielfreude: Mit dem Matineekonzert des Kitgut Quartets und dem abendlichen Auftritt des Scharoun Ensembles am Samstag, den 27. Mai 2017, wurde das diesjährige Kammermusikfestival „Musik im Riesen“ virtuos beschlossen. An den sechs Konzerttagen in den Swarovski Kristallwelten, im Business Building Brandtgut sowie in der Reithalle am Schindlhof in Fritzens standen Schubert und Kammermusik für Streicher im Mittelpunkt.

Thomas Larcher, der künstlerische Leiter des Festivals, hatte nach dem gebührenden Eröffnungswochenende von „Musik im Riesen“ 2017 fünf Streichquartette und ein um Kontrabass, Fagott, Horn und Klarinette zum Oktett erweitertes Ensemble für die zweite Programmhälfte eingeladen: das junge Minetti Quartett aus Österreich, das Belcea Quartet aus Großbritannien, das Quatuor Diotima und das Kitgut Quartet aus Frankreich, dazu das Jerusalem Quartet aus Israel mit der Klarinettistin Sharon Kam und das Scharoun Ensemble aus Deutschland, das für den fulminanten Abschlussabend des Festivals sorgte. Mit einer Ausnahme hatten alle ein oder mehrere Schubertquartette im Programm – von den frühesten Werken des jugendlichen Komponisten bis zum letzten, monumentalen Quartett von 1826, dem Opus 166 –, sodass die unterschiedlichen Klangwelten und Herangehensweisen der Ensembles sich allein schon an dieser einen Musikerbiografie nachvollziehen ließen.

Kompositionen von Schubert und Larcher
Energiegeladen und frisch zeigte sich das Minetti Quartett am 24. Mai 2017 bei „Musik im Riesen“, dabei ebenso sicher im klassischen und romantischen wie im zeitgenössischen Repertoire. Es bettete „Madhares“, das dritte Streichquartett Thomas Larchers, zwischen Joseph Haydns Opus 77 und Franz Schuberts wundervolles dunkles Quartett „Der Tod und das Mädchen“ ein. Hochkonzentriert und spannungsreich, packend auch in den an Stille grenzenden Anfangs- und Schlussteilen, wurde „Madhares“ zu einem Höhepunkt des Abends – ebenso wie „Lucid Dreams“ zwei Tage später im Konzert des Belcea Quartet am 26. Mai 2017. Transparenz und Licht, Dynamik und rhythmische Kraft von Larchers viertem Streichquartett kontrastierten mit zwei Schubertwerken aus unterschiedlichen Schaffensperioden: dem Quartettsatz von 1820, der ersten Komposition Schuberts für diese Besetzung nach den Frühwerken, und seinem letzten, groß angelegten, dramatischen und bilderreichen Streichquartett G-Dur von 1826.

Neue Zugänge zur Musik der Jetztzeit
In der Matinee am 25. Mai 2017 legte das Quatuor Diotima besonderes Augenmerk auf die Musik des 20. Jahrhunderts und setzte die letzten beiden Quartette Béla Bartóks in Beziehung zu Schuberts liedreichem „Rosamunde“-Quartett. In Ausdruck, Spieltechnik und Rhythmik stellen diese Werke höchste Anforderungen an die Interpreten, und es bedarf wohl eines so meisterlichen Ensembles wie des Quatuor Diotima, um der Vielschichtigkeit und den reichen Emotionen dieser Werke gerecht zu werden.

Wo das Quatuor Diotima auf Klarheit bis in die feinsten Nuancen, auf Ernsthaftigkeit und eine perfekte Balance der Stimmen gesetzt hatte, präsentierten sich am Abend des 25. Mai 2017 das Jerusalem Quartet und Sharon Kam volltönend, kraftvoll und romantisch: nicht nur in Beethovens Streichquartett f-Moll Opus 95 – seinem „Quartetto serioso“ – und in Brahms’ Klarinettenquintett, sondern auch in einem aktuellen Werk des britischen Komponisten Brian Elias.

Einführungsgespräche als Schlüssel zum Musikverständnis
Brian Elias und Sharon Kam hatten zuvor bereits Einblick in ihre Arbeitsweise und ihre Zugänge zur Musik gegeben, und gerade an diesem Abend sowie bei den beiden Konzerten am Abschlusstag zeigte sich, wie sehr die Einführungsgespräche Aufschluss über das Programm, über eigene Kompositionsweisen oder die jeweiligen Zugänge der Interpreten zu den einzelnen Werken geben. Die Begeisterung und das große Wissen, mit der Amandine Beyer und ihre Kollegen vom Kitgut Quartet über barocke Vorläufer der Gattung Streichquartett, das Spiel auf Darmsaiten oder die Macht der Natur in Franz Schuberts Musik sprachen, bestimmte auch das Konzert des französischen Ensembles: Die reine Schönheit historischen Klangs traf hier auf unbändige Spielfreude und Tanzlust.

Österreichische Erstaufführung
Ganze Hinwendung zur Musik und ihren Inhalten war schließlich beim Komponisten und Dirigenten Gregor A. Mayrhofer zu spüren, der für das Scharoun Ensemble ein Oktett in der Besetzung von Schuberts berühmten Oktett Opus 166 komponiert hatte und dieses im Swarovski Business Building auch dirigierte. Die acht Musiker, allesamt Mitglieder der Berliner Philharmoniker sowie der Staatskapelle Berlin, hatten auf Anregung Thomas Larchers zudem eine Komposition Haimo Wissers für dieselbe Besetzung aufs Programm gesetzt und musizierten bei allen drei Werken mit unvergleichlichem Esprit, orchestralem Glanz und rhythmischer Präzision – ein strahlender Schlusspunkt für die 14. Ausgabe von „Musik im Riesen“.

„Die vergangenen sechs Tage waren geprägt von sehr persönlichen und inspirierenden Musikerlebnissen sowie von der Möglichkeit, namhafte Künstler intensiv, aus nächster Nähe und in einem sehr speziellen Umfeld zu erleben“, resümiert der künstlerische Leiter, Thomas Larcher und blickt dem kommenden Jubiläumsjahr mit freudiger Erwartung entgegen: Die 15. Auflage von „Musik im Riesen“ wird von 22. bis 27. Mai 2018 stattfinden.

kristallwelten.com/musik

Das Jerusalem Quartet aus Israel mit der Klarinettistin Sharon Kam präsentierte sich am Abend des 25. Mai 2017 volltönend, kraftvoll und romantisch vor ausverkauftem Haus.

Die Künstler von Quatuor Diotima setzten die letzten beiden Quartette Béla Bartóks in Beziehung zu Schuberts liedreichem „Rosamunde“-Quartett und bewiesen damit ihr meisterliches Können.

Das Minetti Quartett zeigte sich am 24. Mai 2017 bei „Musik im Riesen“ ebenso sicher im klassischen und romantischen wie im zeitgenössischen Repertoire.

Fünf international renommierte Streichquartette und ein um Kontrabass, Fagott, Horn und Klarinette zum Oktett erweitertes Ensemble prägten die zweite Programmhälfte von „Musik im Riesen“ 2017.

 

 

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